Kooperationspartner begutachten Rückbau im Propsteier Wald, ein weiterer Meilenstein im Konversionsprojekt

Bonn/Eschweiler, 24. August 2022.  Die Kooperation zwischen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), vertreten durch den Bundesforstbetrieb Rhein-Weser, und der Stadt Eschweiler beim Rückbau im Propsteier Wald ist ein Erfolgsmodell einer gelungenen Konversion. Die enge Zusammenarbeit hat das gegenseitige Vertrauen befördert und zeigt sich im schnellen Projektfortschritt auf der ehemaligen Militärfläche. BImA-Vorstandsmitglied Paul Johannes Fietz, die Bundestagsabgeordnete Claudia Moll und die Eschweiler Bürgermeisterin Nadine Leonhardt überzeugten sich heute persönlich vom aktuellen Projektfortgang.

Der Propsteier Wald im südwestlichen Eschweiler Stadtgebiet ist nach mehr als 50-jähriger militärischer Nutzung aus dem „Dornröschenschlaf“ erwacht. Im Dezember 2021 begannen die komplexen Rückbauarbeiten auf der Liegenschaft „Camp Reine Astrid“ im Propsteier Wald – mit dem Ziel, das Areal in eine naturverträgliche und besucherfreundliche Nachnutzung zu überführen. Für die erfolgreiche Projektentwicklung gingen die Stadt Eschweiler und die BImA eine Kooperation ein und verfolgen dabei drei gemeinsame Ziele: der Erhalt und die Optimierung des wertvollen Naturraumes, die Öffnung von Teilbereichen des Waldes für Erholungssuchende – soweit die Gefahrensituation dies ermöglicht – sowie die Entwicklung eines Standortes für erneuerbare Energien.

Zufrieden mit dem Fortschritt der Arbeiten

Die Kooperationspartner zeigten sich beim heutigen Vor-Ort-Besuch zufrieden mit dem Fortschritt der Arbeiten und sind für den weiteren Verlauf spürbar optimistisch. Paul Johannes Fietz gratulierte allen Beteiligten und lobte ausdrücklich die gelungene Zusammenarbeit: „Ich freue mich, dass mit dem Rückbau der Gebäude im Propsteier Wald ein weiterer Meilenstein gesetzt wurde, der zeigt, dass der Schutz und die Nutzung des Naturraumes Hand in Hand gehen können.“

Die gute Stimmung zeigte sich auch in gegenseitiger Wertschätzung: „Ich finde den Begriff ,Dornröschenschlaf‘ hier tatsächlich sehr schön und passend. Durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Bund, Stadt, Landesbehörden und unzähligen Ehrenamtlichen ist es uns gelungen, zukünftig ein für die Region herausragendes Naturerlebnis für unsere Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. Ganz oben stand dabei aber vor allem der nachhaltige Natur- und Artenschutz“, so die SPD-Bundestagsabgeordnete Moll und ergänzte: „Ich danke allen Beteiligten von Herzen dafür, dass wir den Propsteier Wald aus diesem viel zu lange andauernden Schlaf geholt haben.“ Und die Eschweiler Bürgermeisterin Leonhardt fügte hinzu: „Die Öffnung von Teilbereichen des Propsteier Waldes ist ein Meilenstein für die Stadt Eschweiler in der Entwicklung dieses Areals.“

In Zusammenarbeit mit einem zuverlässigen Rückbauunternehmen und mit ihrer umfassenden Erfahrung auf dem Gebiet der Dekontamination hat das Tochterunternehmen der BImA, die Gesellschaft zur Entwicklung und Sanierung von Altstandorten mbH, maßgeblich zum bisherigen Projekterfolg beigetragen, reichte Stefanie Krause von der Projektleitung des BImA-Geschäftsbereichs Portfoliomanagement das Lob weiter.

Bereits 400 Gebäude abgerissen

Seit Jahresbeginn rollen die Baumaschinen im Propsteier Wald. Rund 9.000 Tonnen Bauschutt und gefährliche Stoffe wurden dabei in den vergangenen sechs Monaten abgefahren. 1.500 Tonnen entfielen dabei allein auf die Asbestbelastung. Offizierscasino, Truppenunterkünfte, Werkstätten, Hallen und Munitionsbunker – im vergangenen halben Jahr wurden rund 400 Gebäude auf dem Gelände abgerissen. Alle Baustoffe wurden sortiert und – soweit nicht recyclingfähig – fachgerecht entsorgt. Damit ist der Rückbau beinahe vollendet, lediglich der Abriss von wenigen Nebengebäuden steht aktuell noch aus.

Vor dem Abriss wurde übrigens jedes Gebäude nicht nur auf Gefahrenstoffe untersucht, sondern auch sorgfältig von der eigens beauftragten ökologischen Baubegleitung auf „tierische Untermieter“ geprüft. So war es zum Beispiel erforderlich, im Hinblick auf vorhandene Fledermausvorkommen doppelwandige Verkleidungen bei Bedarf händisch zurückzubauen. Für die durch den Abriss verloren gegangenen Fledermaus-Quartiere wurden spezielle „Fledermaushotels“ beschafft und im Wald aufgestellt.

Wildkatze, Schwarzspecht und Orchideen

Besonders wichtig ist den Kooperationspartnern das außergewöhnliche Naturschutzpotential des in Teilen sehr alten Waldgebietes. Ob Wildkatze, Schwarzspecht, Schlingnatter, Knabenkraut, Galmeiveilchen, Fledermaus oder Biber – viele inzwischen sehr seltene und störungsempfindliche Arten haben zurückliegend im Schutz des Zaunes ein Refugium gefunden, das erhalten und verbessert werden soll. „Der Propsteier Wald ist naturschutzfachlich von regional herausragender Bedeutung und wird im Sinne des Natur- und Artenschutzes für die Zukunft gesichert“, stellte Projektleiter Achim Urmes, Fachgebietsleiter Naturschutz beim Bundeforstbetrieb Rhein-Weser, auch mit Blick auf die künftige Erholungsnutzung heraus.

Intelligente Besucherlenkung und Wegekonzept

Um den Naturschutz umsichtig zu gewährleisten, haben die BImA, die Stadt Eschweiler sowie die zuständigen Landesbehörden ein detailliertes Besucherkonzept ausgearbeitet. „Wir wollen den Menschen ein besonderes Naturerlebnis bieten und gleichzeitig die wertvollen Habitate störungsfrei halten“, führte Eberhard Büttgen von der Stabsstelle nachhaltige Entwicklung der Stadt Eschweiler aus. Die geplanten Routen, darunter auch ein barrierefreier Streckenabschnitt, werden nach offizieller Freigabe auf den Besucherschildern an allen Eingängen sowie an markanten Punkten im Gelände direkt an den Wegen kenntlich gemacht. Für die Öffentlichkeit sind allein die circa 4,5 Kilometer ausgewiesenen Wege zugelassen. Es gilt ein strenges Wegegebot, damit auch der Schutz störungsempfindlicher Arten gewährleistet bleibt. Dies dient nicht nur dem Naturschutz, sondern auch der Unversehrtheit der Besucherinnen und Besucher. „Im gesamten Propsteier Wald muss vermehrt mit Kampfmitteln und Munitionsresten gerechnet werden“, betonte Stefanie Krause. „Das Wegegebot ist daher unbedingt einzuhalten.“

Investition in die Zukunft: Renaturierung und erneuerbare Energie

„Nach dem Gebäuderückbau steht im nächsten Schritt die Entsiegelung der Gebäudegrundflächen und der nicht mehr benötigten Straßen und Wege auf dem Plan, um die Renaturierung weiter zu führen“, ergänzte Achim Urmes. In diesem Zusammenhang ist eine weitreichende flächendeckende Renaturierung vorgesehen, die ebenfalls zwischen Landesbehörden und den Konversionspartnern abgestimmt ist. Lediglich eine voll versiegelte Fläche nahe der Zuwegung Glücksburg bleibt erhalten. Dieses rund drei Hektar große Areal soll künftig als bereits vorhandenes Fundament für eine Photovoltaik-Freiflächen-Anlage dienen.